Erschienen in Norddeutsches Handwerk 11/2024, Autor Yannik Herbst

"Nachhaltigkeit ist keine Modeerscheinung!"

Stefan Schneider legt bei seiner täglichen Arbeit Wert auf einen ressourcenschonenden Einsatz von Material - und nutzt dabei auch bereits ausgemustertes Holz.

 

Betriebsinhaber Stefan Schneider achtet bei seiner Arbeit auf die Schonung der Ressourcen. Foto: HWK

Wer die Tischlerei von Stefan Schneider in Alfeld besucht, wundert sich zunächst vielleicht über die vielen Hölzer und Baumschnitte, die sich in großer Zahl auf dem Firmengelände befinden. Das ungeschulte Auge würde nicht selten meinen „was soll man denn damit?". Doch Tischlermeister Schneider weiß ganz genau, welche Möglichkeiten der Werkstoff Holz bietet. Für ihn geht es dabei auch um die Schonung von Ressourcen: ,,Nachhaltig heißt für mich und die Arbeit in meiner Tischlerei auch, dass sehr viel mit Hölzern gearbeitet wird, die ansonsten in den Hacker, die Papiermühle, die Spanplattenfertigung oder beim Nachbarn in den Ofen gelangt wären." 

 

„Alles, was sich noch verwerten lässt, verarbeite ich weiter"

Stefan Schneider, Betriebsinhaber der Tischlerei Stefan Schneider GmbH 

 

Auch deshalb nutzt Schneider bei seinen Arbeiten eine Vielzahl von Material, welches viele andere nicht mehr verwenden würden - zu Unrecht. Stefan Schneider hat sich mit seiner Tischlerei auf die Verwendung von ausgemustertem Holz spezialisiert. Dabei geht es ihm vor allem um den ressourcenschonenden Umgang mit einem der wertvollsten Rohstoffe der Natur. ,,Man sollte immer das ausnutzen, was da ist", betont er. Gerade in einer Zeit, in der viel zu oft Materialien verschwendet und einfach weggeworfen werden, setzt Schneider auf einen bewussten Umgang mit den vorhandenen Ressourcen. Er sieht es als seine Aufgabe, auch Holz zu verarbeiten, das andere für unbrauchbar halten. 

So zum Beispiel auch, wenn in der Region Bäume gefällt werden, die sonst nur geschreddert oder verbrannt würden. ,,Ich nehme diese Bäume gerne an und mache daraus noch etwas Sinnvolles", erklärt er. Sein Verständnis für Holz und seine Herkunft ist dabei tief verwurzelt. Schneider erkennt am Holz, welche Witterungseinflüsse der Baum erlebt hat und wie und wo er gestanden haben könnte. „Das Holz erzählt seine eigene Geschichte", sagt er. Einige der Hölzer, mit denen er arbeitet, stammen von Bäumen, die tausende Jahre alt sind. Diese besondere Verbindung zur Natur und der Respekt vor dem Rohstoff Holz sind für Schneider essenziell in seiner täglichen Arbeit. Ein Beispiel für seine nachhaltige Herangehensweise ist die Verarbeitung von alten Bohlen aus einem Wehr, die aufgrund des Hochwassers im Dezember des vergangenen Jahres ausgetauscht werden mussten. Während andere diese Bohlen als unbrauchbar abgestempelt hätten, sieht Schneider darin noch großes Potenzial. ,,Alles, was sich noch verwerten lässt, verarbeite ich weiter", betont er. Für ihn darf Holz auch zeigen, dass es schon einmal anders verwendet wurde: ,,So sieht man, dass der Baum nicht umsonst gestorben ist." An Qualität büßen die Arbeiten von Schneider dennoch nicht ein. Der Betriebsinhaber ist sich der Problematik der Wegwerfgesellschaft bewusst und sieht hier dringenden Handlungsbedarf. Ein besonders prägnantes Beispiel für den verschwenderischen Umgang mit Ressourcen ist für ihn die Brücke in Gronau im Landkreis Hildesheim. Diese wurde falsch konstruiert, nun beginnen nach nur kurzer Zeit bereits erste Bauteile zu sammeln.

 

1000 - TEILS über tausend Jahre alte Bäume werden bei der Tischlerei von St efan Schneider für die Herstellung seiner Waren verwendet.

 

,,Dass diese Brücke jetzt komplett ersetzt werden soll, ist für mich hochproblematisch", sagt Schneider. Er ist überzeugt, dass auch hier nachhaltiger gedacht werden müsste. ,,Teile der Brücke könnten erhalten oder anders verarbeitet werden." Bevor sich Schneider für das Tischlerhandwerk entschieden hatte, ist er der elterlichen Linie gefolgt und Fleischer geworden. Der Weg zum Tischlermeister mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch Schneider hat in der Arbeit mit Holz seine wahre Leidenschaft gefunden. Ihm liegt besonders am Herzen, den Menschen den Wert der Dinge wieder bewusst zu machen. ,,Man muss den Leuten zeigen, dass Materialien wie Holz etwas Kostbares sind, das man nicht einfach wegwirft." Neben seiner handwerklichen Arbeit engagiert sich Schneider auch in der Nachwuchsförderung. Beim Zukunftstag öffnet er regelmäßig seine Werkstatt für junge Schüler und beobachtet, wie viel Freude sie daran haben, mit Holz zu arbeiten. „Das Interesse am Handwerk ist bei vielen Schülern da, man muss es nur wecken", meint er. Zusätzlich bietet er im Laufe des Jahres verschiedene Kurse an, in denen Interessierte beispielsweise lernen, selbst Messergriffe zu fertigen. ,,Es ist faszinierend zu sehen, wie viel Begeisterung man bei den Teilnehmern entfachen kann", erklärt er stolz. Stefan Schneider lebt und arbeitet in der Überzeugung, dass Nachhaltigkeit im Handwerk keine Modeerscheinung ist, sondern die Grundlage für eine zukunftsfähige Gesellschaft: ,,Wir müssen wieder lernen, die Dinge zu schätzen und verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen."

 

 

"Nachhaltigkeit ist keine Modeerscheinung!"
Norddeutsches Handwerk - das Magazin -.
Autor: Yannik Herbst
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